Ohne ein Motiv tut der Mensch nichts. Jeder kennt dieses Phänomen. Es bedeutet im Klartext: Wenn ein Vorhaben keine positive Wirkung verspricht, tut man lieber gar nichts. Es sei denn, das Nichtstun zieht unangenehme Folgen nach sich, wenn man zum Beispiel eine lästige Arbeit zu lange aufschiebt. In diesem Fall kann die Aussicht auf die drohenden Folgen ungeahnte Kräfte freisetzen. Wer weiß das besser als Studentinnen und Studenten, die gerade an ihrer Semesterarbeit sitzen?
Morgen ist auch noch ein Tag
Die meisten Studierenden können ein Lied davon singen: Erst der nahende Abgabetermin für die Prüfungsaufgabe sorgt dafür, dass man sich ernsthaft damit beschäftigt. „Wenn es die letzte Minute nicht gäbe, würde wohl niemals etwas fertig werden.“ So hat der Schriftsteller Mark Twain dieses Dilemma einmal sehr treffend in Worte gefasst.Was geschieht also, solange die „letzte Minute“ noch in weiter Ferne liegt? Nicht viel oder gar nichts. Auch morgen und übermorgen sieht man noch keinen dringenden Anlass, mit der Arbeit zu beginnen. Die vermeintlich lange Frist bis zur Deadline verführt dazu, die Aufgabe erst einmal vor sich herzuschieben. Gründe dafür gibt es massenhaft – schließlich hat man ja auch noch jede Menge anderer Dinge zu tun.
Die Kunst des Aufschiebens
Die Tendenz, Tätigkeiten aufzuschieben, besonders wenn sie schwierig sind, ist sehr menschlich und weit verbreitet. Sie hat sogar einen klangvollen Namen: Prokrastination. Kluge Köpfe, zum Beispiel Wissenschaftler an der der Universität Münster, haben sich ausführlich damit befasst und sich Gedanken darüber gemacht, wie man es vermeiden kann, in diese Zeitfalle zu tappen.Für Ihre Forschung mussten die Wissenschaftler nicht lange nach Fallbeispielen suchen, denn sie waren förmlich davon umgeben. Denn kaum ein Studierender, der ernsthaft auf seinen akademischen Abschluss hinarbeitet, bleibt davon verschont, irgendwann in dieses Dilemma zu geraten. Und fast jeder von ihnen hat eine eigene Strategie, wie er damit umgeht.