Primärliteratur und Sekundärliteratur – Unterschied und Beispiele

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Bei den meisten wissenschaftlichen Arbeiten werden Quellen verwendet. Die Literatur, auf die du dich beim Verfassen deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit stützt, wird dabei in Primärliteratur und Sekundärliteratur unterschieden. Sogar eine Kategorie „Tertiärliteratur“ gibt es. Und die Unterscheidung?

Primärliteratur ist dabei eine unmittelbare, authentische Quelle – Sekundärliteratur setzt sich bereits mit diesen primären Quellen auseinander. Zwar wird beim Erstellen des Literaturverzeichnisses in der Literatur nicht unterschieden zwischen Primär- und Sekundärquellen, du selbst solltest es aber tun. Die Primärliteratur ist die beste Grundlage für eine Arbeit, doch die Sekundärliteratur erleichtert dir die Einordnung und Bewertung. 


Wo ist da der Unterschied?

  • Was als Primärliteratur bezeichnet wird, sind Informationen aus erster Hand. Zu dieser Kategorie zählt jeder historische Text wie Tagebücher oder Briefe, Reiseberichte oder Artikel in Zeitungen, aber auch Fotos und Gemälde. Bei literarischen Studiengängen gehören auch Werke wie Romane, Gedichte o.ä. zu den primären Quellen, die wissenschaftliche Primärliteratur beinhaltet auch Studien.
  • Sekundärliteratur ist, kurz gesagt, der Primärliteratur gewidmet. Es handelt sich um Fachbücher, die primäre Quellen interpretierten, beschreiben und analysieren. Auch Biografien und Monografien gehören zur Sekundärliteratur. 
  • Die Tertiärliteratur sind Quellen, die zwar keine bahnbrechenden neuen Einblicke bieten, aber vorhandene Ideen oder Informationen zusammentragen und sammeln – in Form von Lexika und Enzyklopädien, aber auch als Lehrbücher. Sie sind vor allem wunderbare Orientierungshilfen und nicht selten Ausgangspunkte für eine Forschungsfrage.
Eine Sondergruppe sind Reviews. Ein gutes wissenschaftliches Review kann unter Umständen neue Erkenntnisse zu den besprochenen Büchern oder Artikeln liefern und gehört dann zur Sekundärliteratur. Begnügt es sich mit dem Zusammenfassen der vorhandenen Informationen, ist es eine tertiäre Quelle.


Beispiele für Primär- und Sekundärliteratur

Als Primärliteratur gelten „originale“ Werke oder Primärquellen – die Sekundärliteratur ist die wissenschaftliche Beschäftigung damit oder deren Analyse. Ein Tagebuch einer historischen Person, ein Reisebericht, eine philosophische Abhandlung, ein Roman oder Gedicht sind Primärliteratur. Die Analyse dieser Quellen oder eine Biografie des/der Verfasser beispielsweise wären sekundäre Quellen.

Goethes „Faust“ ist ein Beispiel für Primärliteratur. Eine sprachwissenschaftliche Analyse oder eine Interpretation wären ebenso Sekundärliteratur wie ein Versuch, das Werk des Dichters aus seiner Biografie heraus zu erläutern.


Primärliteratur und Sekundärliteratur in wissenschaftlichen Arbeiten verwenden 

Wenn du wissenschaftlich arbeitest, wirst du Primärliteratur benötigen, und zwar hauptsächlich, wenn es um den eigentlichen Gegenstand deiner Forschungen geht. Für Informationen zum Hintergrund kommt Sekundärliteratur hinzu. Eine Reproduktion eines altägyptischen Papyrus oder einer Schriftrolle von Qumran wären solche Primärquellen. Um sie historisch einzuordnen und ihre Authentizität zu bewerten, benötigst du nicht nur Übersetzungen und Analysen, sondern auch Sekundärliteratur über das Auffinden, den Handel und die wechselnden Besitzer solcher Texte.  

Deine Erkenntnisse basieren dabei weitgehend auf der primären Quelle, mit der du auch deine Argumentation belegen kannst. Die Sekundärliteratur kann unterstützen und einordnen helfen und gibt dir eine Übersicht über ein Thema. 


Primär- und Sekundärliteratur zitieren

Ein Zitat aus einer Primärquelle kann direkt oder in Form einer Paraphrase eingefügt werden – um beim Beispiel eines antiken Papyrus zu bleiben, auch in Umschrift und/oder Übersetzung des Inhalts. Dabei solltest du auf die Veröffentlichung hinweisen, und zwar entsprechend den Zitierregeln, die für deine gesamte Arbeit gelten. 

Aus Sekundärliteratur zitieren kannst du beispielsweise, wenn du keinen Zugriff auf die originale Quelle hast. Hier machst du das Sekundärzität mit dem Zusatz ‚zitiert nach‘ und der Angabe der Sekundärquelle kenntlich. Auch in diesem Fall gehst du nach der von dir gewählten Zitierweise vor. In jedem Fall trägst du deine Quellen auch ins Literaturverzeichnis ein – es sei denn, eine Primärquelle ist dir nicht verfügbar! Dann gehört sie nicht ins Literaturverzeichnis, um nicht den Eindruck zu erwecken, du habest den originalen Text gelesen und bei der Arbeit verwendet. 

Ein Beispiel für ein ordentliches Sekundärzität kann folgendermaßen aussehen:

In der Sekundärliteratur wird ein Zitat so angegeben: „Der Bildungsstand bei Jugendlichen hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren nicht verbessert“ (Schmidt, 2020, S. 50).

Das Sekundärzitat mit der Quellenangabe sähe dann so aus:
        „Der Bildungsstand bei Jugendlichen hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren nicht verbessert“ (Schmidt, 2020, zitiert nach Maier, 2020, S. 70).

Im Literaturverzeichnis lautet der Eintrag nach dem Autor des Werkes dann wie folgt:
        Maier, M. (2020). Bildungspolitik im Umbruch (1. Aufl.). Berlin, Deutschland

FAQ

Originale und historische Werke, wissenschaftliche Studien, Briefe, Tagebücher oder Zeitungsartikel, aber auch antike Texte, Fotos, Gemälde o.ä. gehören zu den primären Quellen.
Jegliche Literatur, die sich mit einem oder mehreren Originalwerken auseinandersetzt, ist sekundärer Natur.
Primärliteratur beinhaltet in der Regel die ersten Informationen über ein Ereignis. Frage dich einfach, ob ein Werk von jemandem verfasst oder erstellt wurde, der unmittelbar Zeuge der geschilderten Ereignisse war oder an der Studie teilhatte.
Primärliteratur sind alle Quellen, die Gegenstand einer wissenschaftlichen Arbeit sind, als sekundär sind weiterführende Arbeiten, Hintergrundinformationen und Interpretationen zu bezeichnen.
Nach der Definition gehören Werke, die vorhandene Informationen zusammentragen, etwa in Form von Nachschlagewerken oder Lehrbüchern, zu den Tertiärquellen.
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Günter Schäfer
Günter hat seinen Bachelor-Grad in Theologie erlangt und steht kurz vor dem Masterabschluss. Als Blogautor bei studi-kompass schreibt er gerne über das Studium und Studentenleben. Für Günter hat sich mit dem Blog ein Traum erfüllt, weil er das Schreiben und den Austausch mit den Lesern mag.