Veröffentlicht von Günter Schäfer
Das Experteninterview ist eine beliebte Forschungsmethode für die Bachelorarbeit. Hier geht es darum, relevante Informationen zur Beantwortung der Forschungsfrage durch Interviews mit Experten zu sammeln. Eine erfolgreiche Implementierung dieser Forschungsmethode hängt unter anderem von einer guten und durchdachten Vorbereitung ab. Auch sollte gut überlegt sein, ob sich diese Methode für die Art der Bachelorarbeit eignet.Immer mehr Studenten entscheiden sich dazu, für die Korrektur einer Bachelorarbeit und für andere Abschlussarbeiten auf die Hilfe von professionellen Lektoren zu setzen. Diese unterstützen den Verfasser auf Wunsch in allen Bereichen der Arbeit.
Experteninterview – was ist das?
Es gibt eine Reihe von Forschungsmethoden, die sich für die Bachelorarbeit eignen. Das Experteninterview wird sehr häufig gewählt. Es eignet sich nicht nur zur Beantwortung der Forschungsfrage, sondern auch für die Überprüfung aufgestellter Hypothesen.Anhand spezifischer Fragen zum Forschungsthema können Experten zum Thema Informationen, Erfahrungen oder Fakten preisgeben. Mit einer anschließenden Inhaltsanalyse werden die Daten passend ausgewertet.
Nicht jede Forschungsfrage lässt sich mit einem Experteninterview beantworten. Es ist eine gute Wahl, wenn zum Beispiel das Verhalten von bestimmten Personen oder Personengruppen untersucht werden soll: Was bewegt Frauen dazu, in klassischen Männerberufen zu arbeiten? Welche Online-Plattformen helfen Haustierbesitzern dabei, Tierprodukte zu bestellen?
Darüber hinaus bietet sich das Experteninterview an, wenn es aktuell wenig Literatur zum Thema gibt.
Die Durchführung eines Experteninterviews kann auf drei Wegen stattfinden. Jede Art der Durchführung hat individuelle Vorteile und Nachteile zu bieten.
Strukturiertes Interview
Für ein strukturiertes Interview wird der gesamte Verlauf im Vorfeld genau geplant. Es gibt einen festgelegten Fragenkatalog. Dieser umfasst für jeden Experten die gleichen Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten.Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sich die Antworten leicht statistisch auswerten lassen und gut miteinander vergleichen lassen. Ein klarer Nachteil ist es, dass hier keine individuellen Erfahrungen detailliert erfragt werden. Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten erlauben lediglich einen allgemeinen Blick auf das Thema – was jedoch häufig ausreichend ist, um zum Beispiel eine Hypothese für die Bachelorarbeit zu überprüfen.
Unstrukturiertes Interview
Für die Durchführung eines unstrukturierten Interviews wird ganz oder teilweise auf einen festen Fragenkatalog verzichtet. Hier geht es darum, während des Gesprächs neue Informationen zu sammeln und direkt darauf zu reagieren.Es erfordert die Fähigkeit, genau zuzuhören und die relevanten Fakten aufzufassen, um die passenden Folgefragen zu stellen. Schnell ist es passiert, dass man sich während des Interviews mit irrelevanten Inhalten befasst. Dies kann insbesondere dann passieren, wenn der Interviewer sich mit dem Thema kaum auskennt und durch die offenen Fragen neue Informationen sammeln möchte.
Gleichzeitig eignet sich diese Art des Experteninterviews sehr gut, um allgemeine Daten und Fakten zu einem Thema zu erlangen. Es kann zum Beispiel helfen, bei der Vorarbeit für eine Bachelorarbeit die Forschungsfrage zu definieren.
Semistrukturiertes Interview
Ein semistrukturiertes Interview nutzt einen Leitfaden, der Fragen in nicht festgelegter Reihenfolge abfragt. Welche Fragen wann gestellt werden, hängt also vom Interviewverlauf ab. Darüber hinaus gibt es auch keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten.Diese Art des Interviews erlaubt es, die einzelnen Experten-Angaben miteinander zu vergleichen. Welche Schwerpunkte werden gelegt? Wie werden die gleichen Dinge jeweils wahrgenommen? Gleichzeitig ist ein solches Interview mit viel Zeitaufwand verbunden – für die Durchführung und für die Auswertung. Außerdem kann es passieren, dass der Fragende das Interview unbeabsichtigt in eine bestimmte Richtung lenkt.
Face-to-Face, Telefon oder E-Mail – welche Methode ist die richtige?
Ist die Entscheidung über die Art des Interviewaufbaus gefallen, muss die Methode der Durchführung gewählt werden. Dabei kommen vor allem drei Methoden zum Einsatz:
- Telefoninterview
- Face-to-Face-Interview
- E-Mail-/Online-Interview
In einem Face-to-Face-Interview ist es ebenfalls möglich, sofort mögliche Unklarheiten zu klären. In der Regel haben die Befragten ausreichend Zeit mitgebracht, um ein ausführliches Interview durchzuführen – was aber dazu führen kann, dass man unnötige Informationen sammelt und sich für die Auswertung viel Arbeit auflädt. Ein klarer Vorteil des persönlichen Gespräches ist es, dass der Fragensteller die Körpersprache für die Auswertung einbeziehen kann. Hier ist jedoch Vorsicht geboten – es handelt sich um eine subjektive Wahrnehmung. Wird eine lockere Atmosphäre geschaffen, fühlt sich der Befragte wohl und ist eher bereit, umfangreiche Informationen zu bieten. Die Auswertung von persönlichen Gesprächen ist häufig sehr umfangreich, da allein die Transkription viel Zeit in Anspruch nimmt bzw. viele Kosten verursacht.
Wird ein Interview via E-Mail oder über eine Online-Plattform durchgeführt, muss der Aufbau strukturiert sein. Es ist nicht möglich, Rückfragen bei Unklarheiten zu stellen. Darüber hinaus sollte der Fragebogen nicht zu umfangreich sein, da sonst die Abbrecherquote steigt. Ein klarer Vorteil ist es, dass man schnell eine hohe Anzahl von Personen erreichen kann. Für eine quantitative Auswertung der Interviews ist dies sehr wichtig. Der Befragte wird außerdem durch die Anwesenheit des Interviewers nicht beeinflusst.
Experteninterview: Schritt für Schritt
Mit diesen sechs Schritten ist es möglich, ein erfolgreiches Experteninterview durchzuführen:1. Experten auswählen
Für das Interview muss die korrekte Expertengruppe identifiziert werden. Es kann sich um eine Person handeln, die zum Beispiel langjährige Arbeitserfahrung in einem bestimmten wissenschaftlichen Bereich hat. Oder es dreht sich um eine allgemeine Personengruppe: Raucher, Leistungssportler oder weibliche Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Die Personen qualifizieren sich also aufgrund ihres individuellen Bezugs für das Thema als Experten dazu. Es geht nicht immer darum, Akademiker zu finden, die auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert sind.
2. Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist die wichtigste Grundlage für den Erfolg des Experteninterviews. Im Idealfall besteht die Vorarbeit unter anderem darin, die theoretischen Fakten für die Bachelorarbeit zu erarbeiten. Anhand des so gesammelten Vorwissens lassen sich gezielt die richtigen Fragen für den Leitfaden erarbeiten.
- Tipp: Es bietet sich an, den Leitfaden mit Freunden oder Kommilitonen zu testen. So lassen sich Lücken oder schwer verständliche Passagen identifizieren.
Wenn möglich, sollte für die erste Kontaktaufnahme zu den gewünschten Experten ein persönlicher Zugang gewählt werden. Vielleicht handelt es sich um Alumnen der gleichen Fachschaft oder die Personen wurden durch bekannte Dozenten empfohlen. So wird die Bereitschaft für die Teilnahme an dem Interview erhöht. Die allgemeine Expertensuche sollte über möglichst viele Kanäle durchgeführt werden. Sollen Studenten eines bestimmten Studiengangs befragt werden, kann die Anfrage für eine Online-Befragung zum Beispiel am Schwarzen Brett aushängen oder über die Webseiten von Universitäten verbreitet werden.
4. Experteninterview durchführen
Die besten Ergebnisse lassen sich für ein Experteninterview im persönlichen Gespräch erzielen. Dafür unbedingt ausreichend Zeit mitbringen und auch das technische Equipment nicht vergessen. Qualitativ hochwertige Sprachaufzeichnungen erleichtern eine nachfolgende Transkription.
Es kann hilfreich sein, den Fragebogen vor dem Interviewtermin dem Experten zukommen zu lassen. So kann sich dieser individuell vorbereiten.
5. Einwilligungserklärung
Sollte das Interview persönliche oder sensible Daten zum Gegenstand haben, sollte eine Einwilligungserklärung vom Befragten unterzeichnet werden. Diese muss genau beschreiben, wozu, wie und in welchem Umfang die gesammelten Informationen Verwendung finden.
6. Experteninterview auswerten
Liegen die Interviewinhalte im Audioformat vor, werden sie transkribiert. Das kann man selber übernehmen oder es durch einen Anbieter erledigen lassen. Schriftliche Befragungen können auf Rechtschreibung und Grammatik überprüft und korrigiert werden. Die Mitschriften werden in der Regel als Anhang der Bachelorarbeit beigefügt.
Die Transkription wird dazu genutzt, eine Codierung der Inhalte vorzunehmen. Dies erlaubt es, unter anderem eine vergleichende Analyse durchzuführen. Besonders gut geeignet für die Auswertung der Transkriptionen ist die Grounded Theory Methode.
Häufig gestellte Fragen
Wann eignet sich das Experteninterview?Wenn es zum gewählten Thema nur wenig Literaturmaterial gibt, ist ein Experteninterview eine gute Forschungsmethode. Außerdem eignet es sich sehr gut, wenn detaillierte Informationen zu einem bestimmten Bereich gefragt sind. Es ist ebenfalls möglich, mit einem Experteninterview Informationen zu größeren Personengruppen zu erhalten.
Wie aufwendig ist ein Experteninterview?
Der Aufwand dieser wissenschaftlichen Forschungsmethode wird durch viele Faktoren bestimmt. So ist es unter anderem interessant, welche Art der Interviewform zum Tragen kommt und wie viele Personen befragt werden. Wird das Interview schriftlich durchgeführt, fällt zum Beispiel die Transkription weg.
Welche Wege gibt es, das Experteninterview durchzuführen?
In der Regel stehen die folgenden Interviewformen zur Auswahl:
- Face-to-Face/persönliches Gespräch
- Telefon oder Skype
- Online-Plattformen/E-Mail
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