Die Bedürfnispyramide nach Maslow – einfach erklärt

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Nicht nur Studenten der Psychologie oder Sozialwissenschaften stoßen im Verlauf ihres Studiums früher oder später auf die aus fünf Ebenen bestehende sogenannte Maslowsche Bedürfnispyramide. Im Wesentlichen versucht dieses Modell die menschlichen Bedürfnisse und dahinter stehende Motivation zu erklären.

Was ist die Bedürfnispyramide eigentlich?

Die Bedürfnispyramide ist ein abstraktes Modell, welches davon ausgeht, dass der Mensch erst dann Zufriedenheit erlangen kann, wenn er seine Defizitbedürfnisse gestillt hat. Die menschlichen Bedürfnisse werden in diesem Modell meist in fünf Stufen bzw. Ebenen eingeteilt, wobei der Mensch immer bestrebt ist, die nächst höhere Stufe zu erreichen. Das menschliche Verhalten ist der Theorie zufolge immer auf ein Streben nach einem erfüllten bzw. erfüllterem Leben zurückzuführen.

Erfindung der Bedürfnispyramide

Die Bedürfnispyramide nach Maslow, gelegentlich auch als Maslowsche Bedürfnishierarchie bezeichnet, ist eine Theorie, die in den 1940er Jahren von Abraham Maslow, einem US-amerikanischen Psychologen entwickelt wurde. Er erkannte, dass es verschiedene Stufen der Bedürfnisbefriedigung und der dahinterliegenden Motivation gibt, die in einer bestimmten Hierarchie zueinander stehen. Die Bedürfnispyramide entstand letztlich aus der Frage, welche Beweggründe für menschliches Handeln verantwortlich sind und welche Faktoren bei der Motivation eine Rolle spielen. Trotz dessen, dass Maslow sein Modell nie selbst in Form einer Pyramide dargestellt hat, hat sich die Dreiecksform, aus Gründen der Anschaulichkeit, durchgesetzt.

5 Ebenen der Bedürfnispyramide

Maslow unterteilt die menschlichen Bedürfnisse in fünf Stufen. Die ersten vier Stufen bzw. Ebenen nennt er Defizitbedürfnisse, die fünfte und letzte als Wachstumsbedürfnis.

Physiologische Bedürfnisse

Unter den physiologischen Bedürfnissen fasst Maslow auf der untersten Ebene die Grundbedürfnisse, welche zum Erhalt des menschlichen Lebens notwendig sind, zusammen. Dazu zählen eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff, Wasser und Nahrung, aber auch der Schutz vor Witterung bzw. das Bedürfnis nach einer Behausung sowie Schlaf und Fortpflanzung. Erst wenn diese Bedürfnisse gestillt sind, ist der Mensch motiviert, die nächste Ebene zu erreichen.

Sicherheitsbedürfnisse

Jeder gesunde Mensch hat ein natürliches Bedürfnis nach Sicherheit, ein ständiges Leben in Angst ist kaum möglich. Sicherheitsbedürfnisse sind neben dem Wunsch nach Schutz, Stabilität, Ordnung und Struktur auch auf der körperlichen und seelischen, finanziellen und sozialen Ebene zu finden. Sobald eine Person die ersten beiden Ebenen der Bedürfnispyramide erreicht hat, widmet er sich nach Maslow der dritten Stufe.

Soziale Bedürfnisse

Lange Zeit der Menschheitsgeschichte, war es überlebensnotwendig, Bestandteil einer Gruppe zu sein. Auch wenn diese Notwendigkeit zumindest theoretisch längst nicht mehr besteht, bis heute hat sich an dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Zuneigung nichts geändert. Zu den sozialen Bedürfnissen zählen:
  • Kommunikation und sozialer Austausch
  • Gemeinschaft (Beziehungen, Freundschaft, Familie)
  • Gruppenzugehörigkeit
  • Akzeptanz

Individualbedürfnisse

Hat der Mensch einmal seine Grundbedürfnisse gestillt, für Sicherheit gesorgt und einen Platz innerhalb einer sozialen Gruppe gefunden, fokussiert er sich (zumindest in der sogenannten westlichen Welt) verstärkt auf seine Individualbedürfnisse. Dazu zählen beispielsweise Geltung, Macht, Erfolg, Freiheit, Status, Prestige und auch Anerkennung bzw. Wertschätzung. Wie die Bezeichnung bereits deutlich macht, handelt es sich bei der vierten Ebene um sehr individuelle, von Person zu Person unterschiedliche Bedürfnisse.

Selbstverwirklichung

An der Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide steht die Selbstverwirklichung. Im Gegensatz zu den vorhergegangenen, Defizitbedürfnissen, handelt es sich bei der Selbstverwirklichung um ein Wachstumsbedürfnis. Unter Selbstverwirklichung ist die Erfüllung persönlicher Vorstellungen und der Wunsch, seinem Leben eine Bedeutung zu geben. Dies lässt sich in der Regel nur durch die Entfaltung und das Ausschöpfen der eigenen Potenziale erreichen. Das Modell der Maslowschen Bedürfnispyramide und die dahinterstehende Theorie lassen sich sowohl auf das Leben von Einzelpersonen übertragen, als auch auf Unternehmen und die Motivation einzelner Mitarbeiter, was folgende zwei Beispiele verdeutlichen sollen.

Beispiele für die Bedürfnispyramide nach Maslow

Es gibt unterschiedliche Bereiche, auf die sich die Bedürfnispyramide anwenden oder veranschaulichen lässt. Zunächst einmal das Erreichen persönlichen Glücks und Erfüllung. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, dass sämtliche vorangehenden Bedürfnisse gestillt sind. Auch auf den Alltag lässt sich dies übertragen. Müde und hungrig ist es nur schwer möglich, sich für etwas zu motivieren, ausgeschlafen und gut gesättigt hingegen fällt es leicht, bestimmte Dinge anzugehen. Die Bedürfnispyramide lässt sich beispielsweise auch auf die Motivation von Mitarbeitern und somit dem Erfolg eines Unternehmens übertragen. So kommt es Arbeitnehmern zunächst einmal darauf an, dass die Grundbedürfnisse befriedigt sind, anschließend macht sich das Sicherheitsbedürfnis sichtbar, wenn etwa der Wunsch nach Versicherungsschutz und Altersvorsorge aufkommt. Wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern darüber hinaus auch weniger Zeit abverlangen, ihnen Freiräume bei der Arbeitsgestaltung oder auch Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, können die Mitarbeiter sogar auf die fünfte Stufe gelangen.

Gibt es Kritikpunkte an der Maslowschen Bedürfnispyramide?

Bis heute ist die Maslowsche Bedürfnispyramide nicht empirisch belegt und stößt regelmäßig auf Kritik, dennoch haben die Grundzüge der Theorie noch immer ihre Berechtigung. Auch wenn Details in der Theorie vielleicht von der Realität abweichen, so ist es nicht von der Hand zuweisen, dass Bedürfnisbefriedigung einen maßgeblichen Faktor für die Motivation von Einzelpersonen oder Gruppen darstellt. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten eine Entwicklung vollzogen hat, im Zuge derer sich die Gewichtung der Bedürfnisse verlagert und zum Teil verändert hat. Was den einen Menschen motiviert, muss noch lange nicht für alle gelten. Auch sind die Menschen insgesamt individueller geworden und legen unterschiedlichen Wert auf Karriere, Freundschaft oder Sicherheit. Noch kurz vor seinem Tod ergänzte Maslow selbst seine Bedürfnispyramide um drei weitere Ebenen, an die Spitze setzte er den Wunsch nach Transzendenz, was als Suche nach etwas Höherem bezeichnet werden kann. Insgesamt gibt es folgende Kritik an Maslows Modell der Bedürfnispyramide:
  • Den einzelnen Ebenen fehlt eine eindeutige Trennung, die Übergänge können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein
  • Die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen sind ein limitierender Faktor hinsichtlich der Anwendbarkeit
  • Die Bedürfnispyramide nach Maslow steht für die westliche Welt und lässt sich auf viele anderen Kulturen nicht übertragen
  • Es gibt keinen Status, den der Mensch erreichen und nicht wieder verlieren kann, Bedürfnisbefriedigung ist demnach ein Prozess, der immer wieder neu beginnen kann
  • Das Modell bietet keine Hinweise darauf, wie sich einzelne Bedürfnisse stillen lassen.

Fazit

Auch wenn es berechtigte Kritik gibt, die Bedürfnispyramide nach Maslow erfüllt durchaus einen Zweck. Letztlich lieferte Maslow mit seinem Modell einen Ansatz, um den Menschen, sein Verhalten und seine Motivation anders zu erklären, als es die von Trieben und Reflexen geprägten Erklärungen Sigmund Freuds taten, die seinerzeit vorherrschten. Maslow vertrat die Überzeugung, dass der Mensch eigentlich nach dem Guten strebt und sofern er keine Defizitbedürfnisse hat, nicht durch niedere Triebe, sondern durch sein natürliches Wachstumspotenzial und letztlich der Suche nach etwas Größerem, Bedeutenderem motiviert ist.
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Rebecca Kremer
Von Beruf ist Becci Übersetzerin für Englisch und Französisch mit langjähriger Erfahrung im schriftlichen als auch im mündlichen Bereich. Als Ausgleich zur Arbeit schreibt sie gerne Artikel an unserem Blog und teilt ihre Kenntnisse aus dem Studium mit Studierenden.