Interview transkribieren für die Abschlussarbeit

Veröffentlicht am von
Wenn im Rahmen einer Abschlussarbeit Interviews mündlich durchgeführt werden, werden diese in der Regel als Audiodatei oder auch Videodatei festgehalten. So ist der Inhalt vollständig für eine tiefgehende Analyse greifbar. Um die Auswertung der Interviews möglichst zu optimieren, ist eine Transkription erforderlich. Das bedeutet, das gesprochene Wort wird in Schriftform gebracht. Der so erstellte Text dient dann als Grundlage für die Arbeit. Es ist üblich, dass die Transkription als Anhang mit der Abschlussarbeit an den Prüfer übergeben wird.


Was sind Transkriptionsregeln?

Die Transkriptionsregeln bestimmen, in welcher Form das gesprochene Wort verschriftlicht wird. Grundlegend wird dabei zwischen der lautsprachlichen Transkription und der wörtlichen Transkription unterschieden.

Eine wörtliche Transkription vereinfacht die Inhalte und bringt diese in eine saubere Form. So werden hier sprachliche Besonderheiten wie Akzente, Pausen oder Geräusche nicht berücksichtigt. Die vereinfachte Transkription dient in erster Linie dazu, die Inhalte festzuhalten. 

In der empirischen Forschung kann es aber auch relevant sein, wie etwas gesagt wird oder etwa ob Pausen im Sprachfluss entstehen. Solche Feinheiten lassen sich mit einer lautsprachlichen Transkription umsetzen.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Transkriptionssystemen, die bestimmte Regeln aufstellen. Sie benennen etwa, wie eine Pause verschriftlicht wird, wie Geräusche und Lachen notiert werden oder wie ein Wechsel im Tonfall kenntlich zu machen ist. Die wichtigsten und populärsten Transkriptionssysteme sind die Nachfolgenden:
  • Kuckartz – vereinfachte Transkription
  • Dresing/Pehl – vereinfachte Transkription
  • Dittmar – vereinfachte Transkription
  • Jefferson – komplexe Transkription (vor allem für englische Texte im Gebrauch)
  • GAT – komplexe Transkription
  • HIAT – komplexe Transkription


Wie du dir das Transkribieren erleichterst

Plane ausreichend Zeit für die Transkription ein. Vor allem dann, wenn die Aufnahme keine gute Qualität hat oder wenn die Sprecher einen starken Akzent haben. Auch eine Gruppendiskussion erfordert in der Regel etwas mehr Zeit für die Transkription als ein Sprecher. Du solltest etwa die 5- bis 10-fache Audiozeit einkalkulieren. Eine Transkription, die eine Aufnahmezeit von 30 Minuten entspricht, kann in der Transkription also durchaus bis zu 5 Stunden in Anspruch nehmen. Das gilt vor allem dann, wenn du unerfahren mit dem Transkribieren bist und auf ein komplexes Transkriptionssystem zurückgreifst.


Transkriptionssoftware

Eine echte Hilfe können Transkriptionssoftware oder Spracherkennungsprogramme darstellen. Diese sind in einfacher Form kostenfrei erhältlich – allerdings sind solche Programme selten sehr gut. So bieten sie zum Beispiel nicht für alle Transkriptionssysteme Shortcuts oder die Spracherkennung weißt deutlich Lücken auf. In einem solchen Fall ist die Nacharbeit der Texte sehr aufwendig. 


Transkription Interview Beispiel

Eine einfache Transkription setzt auf eine saubere Interpunktion, ignoriert Wortdoppelungen und setzt Zeitmarken. Darüber hinaus werden die Sprecher kenntlich gemacht.
I: Interviewer und S1 Sprecher 1.

I: Wie ist in diesem Fall die Verteilung zwischen den zwei genannten Elementen? Von welchen sind mehr vorhanden? Wie sind die bekannten Prozentzahlen? 00:18:08-3

S1: Aktuell liegen uns keine konkreten Zahlen vor. Wir arbeiten daran, hier einen besseren Überblick zu erlangen. 00:18:29-3
Je nach Transkriptionsregel ist es möglich, weitere Informationen einzubetten. Zum Beispiel nonverbale Inhalte wie das Lachen oder Husten. Auch Pausen können kenntlich gemacht werden.

I: Interviewer und S1 Sprecher 1.

I: Wie ist in diesem Fall die Verteilung (Husten) zwischen den zwei genannten Elementen? Von welchen sind mehr vorhanden? Wie sind die bekannten //Prozentzahlen? 00:18:08-3

S1: (Lachen) Aktuell liegen uns keine konkreten Zahlen vor. Wir arbeiten daran, hier //einen besseren Überblick zu erlangen. 00:18:29-3


Transkript in die Arbeit integrieren

Die fertige Transkription wird am Ende der wissenschaftlichen Arbeit als Anhang bereitgestellt. Dies erlaubt es dir, aus der Transkription zu zitieren oder zu paraphrasieren. Es müssen entsprechende Quellenangaben gemacht werden.


Tipps zur Erstellung des Transkripts

Finde vor der Erstellung der Transkription heraus, ob es eine Vorgabe für die Wahl der Transkriptionsregeln gibt. Im deutschen Sprachraum werden für einfache Transkriptionen in der Regeln Dresing/Pehl verwendet und für komplexe Transkriptionen wird auf GAT zurückgegriffen. Wichtig ist, dass die Regeln einheitlich beibehalten werden.

Wenn eine enorme Menge Text zu transkribieren ist, kann es sich lohnen, in ein Transkriptions-Pedal zu investieren. Dies erlaubt es dir, das Abspielen der Audiodatei über ein Pedal mit dem Fuß zu steuern. Die Pedale gibt es neu und gebraucht zum kleinen Preis. Es kann auch sein, dass sie in deiner Uni in der Bibliothek für den Verleih zur Verfügung stehen.

Wenn die Arbeitslast zu hoch ist, wende dich an einen professionellen Transkriptions-Service. Hier sind erfahrene Profis am Werk, die Transkriptionen aller Art in kürzester Zeit anfertigen. 

Schiebe die Arbeit nicht zu lange auf. Wenn das Transkribieren zeitnah nach dem tatsächlichen Interview stattfindet, hast du viele Inhalte noch im Kopf und es wird dir leichter fallen, diese zu verschriftlichen.
Du hast schon abgestimmt. Danke! like-dislike confetti
War dieser Artikel hilfreich?
author image
Jennifer Schröder
Jenni hat ihr Bachelorstudium mit Diplom Sozialpädagogin und Erzieherin abgeschlossen. Während des Studiums hat sie viel Erfahrung im Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt und schreibt regelmäßig auf unserem Blog darüber. Jennifer gibt den Studenten nützliche Tipps, die ihr Studium erleichtern können.